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Fokus verloren? So findest du zurück zu deiner Konzentration

 

Immer mehr Menschen klagen darüber, dass sie ständig Dinge vergessen und es ihnen schwerfällt, sich zu konzentrieren. Ein Phänomen, das sich in allen Bereichen des Lebens bemerkbar macht – sei es in der Arbeit, im Studium oder in der Freizeit. 

 

Warum fällt es uns oft so schwer, länger aufmerksam bei einer Sache zu bleiben? Und warum ist es so entscheidend, regelmäßig Zeit für tiefe Konzentration einzuplanen?

 

 

Wer sich konzentrieren will im Homeoffice oder am Arbeitsplatz, kennt das - Unterbrechungen und Ablenkungen lauern überall. Unser Gehirn braucht jedes Mal danach über 20 min, um zur vorherigen Konzentration zurückzufinden.

 

Wenn das mehrmals am Tag passiert, arbeiten wir nicht nur unproduktiv, es schadet auch unserer Gesundheit und kostet uns und die Wirtschaft letztlich viel Geld.

 

Daher braucht es ein Bewusstsein für ungestörte Zeiten, in denen wir uns ohne Unterbrechung und Ablenkung einer Sache widmen dürfen.

 

Negative Langzeiteffekte von Unterbrechungen und Ablenkungen bei konzentrierter Arbeit 

Wenn wir uns nicht regelmäßig mindestens 1 bis 2 Stunden am Tag auf eine Aufgabe konzentrieren können, verliert unser Gehirn nach und nach diese Fähigkeit. 

 

Dann können wir uns kaum noch tiefer auf eine Sache konzentrieren, was meist zu Stress und Frustration führt. Viele Menschen klagen nicht nur über mehr Arbeit, sondern sind oft noch frustrierter darüber, dass sie ihre Aufgaben nicht ungestört erledigen können. Hinzu kommt wachsender Zeitdruck. Wer dann noch Multitasking betreibt, erliegt fatalerweise dem Irrglauben, damit noch alles im Griff zu haben.

 

Wenn aber unsere Aufmerksamkeit fragmentiert auf viele Aufgaben und Projekte verteilt ist, verlieren wir den kausalen Zusammenhang zwischen der eigenen Leistung und dem Ergebnis. Wir verlieren das befriedigende Gefühl, etwas geschafft zu haben. Es ist, als ob wir ständig mehrere Bälle gleichzeitig in der Luft halten müssen.

 

 

Aber ich bin gut in  Multitasking, werden manche sagen

Unser Gehirn kann komplexe Aufgaben nur nacheinander, aber nicht nebeneinander ausführen. Wer zwei Dinge gleichzeitig tut, kann sich nicht voll auf beides konzentrieren. Somit ist echtes Multitasking nicht möglich.

Wenn wir uns einer neuen Aufgabe zuwenden, muss unser Gehirn zunächst Informationen aus unserem Gedächtnis abrufen und verarbeiten. Wenn wir versuchen, mehrere Dinge gleichzeitig zu tun, also verschiedene Prozesse gleichzeitig ausführen wollen, lädt unser Gehirn immer wieder neue Informationen, während es die alten schlechter abspeichert.

Wenn wir unser Gehirn ständig so arbeiten lassen, sinkt unsere Produktivität dramatisch.

 

 

Tests der Universität Stanford zur Leistungsfähigkeit von Multitaskern ergaben folgendes Bild: *

Die geübten Multitasker schnitten schlechter ab, als die ungeübten. 

Ungeübte Multitasker konnten Wichtiges leichter von Unwichtigem trennen, Aufgaben besser gewichten und zügig nacheinander bearbeiten. Außerdem waren sie weniger anfällig für Störungen ihrer Konzentration. 

Für den Wechsel von einer Aufgabe zur nächsten brauchten geübte Multitasker sogar länger. Ein Grund dafür wurde so erklärt: „Multitasker reagieren auf alles, was sie ablenkt, auch auf Irrelevantes."

 

Bei langjährigen Multitastern hat Edward Hallowell, Psychiater und Professor an der Harvard Medical School, sogar eine Art chronische Aufmerksamkeitsstörung festgestellt. Multitasking zerstört kurzfristig unsere Produktivität und langfristig unsere Aufmerksamkeit - und damit unsere Fähigkeit, Prioritäten zu setzen.

 


Multitasking zerstört kurzfristig unsere Produktivität und langfristig unsere Aufmerksamkeit -
damit einhergehend auch unsere Fähigkeit, sinnvoll zu priorisieren.


 

 

Die Zeit, die uns eine Unterbrechung kostet, ist größer als die Dauer der Unterbrechung selbst

Auch wenn wir Anrufe und Textnachrichten bei der Arbeit noch vermeiden können, kostet selbst das höfliche „Darf ich kurz stören“ einer Kollegin und unsere Antwort darauf „Bitte später“  uns Zeit, die sich summiert.

 

Unser Gehirn braucht laut einer Studie der University of California durchschnittlich 8 Minuten, um in einen Zustand gerichteter Aufmerksamkeit zu kommen, in dem wir uns wirklich konzentrieren können.

Weitere ca. 7 ungestörte Minuten benötigt das Gehirn, um in einen Flow-Zustand zu kommen, der erwiesenermaßen ein Zustand hoher Kreativität und Innovationskraft ist.

 

 

Statistisch gesehen werden Wissensarbeitende im Durchschnitt alle 18 Minuten unterbrochen.

Dann haben sie gerade einmal 15 Minuten konzentriert gearbeitet, davon nur drei Minuten im Flow! 

Und weil unser Gehirn dann wieder 8 Minuten braucht, um in die alte Tätigkeit zurückzufinden (sogenannte Nachhallzeit), wird die Arbeitszeit so fragmentiert, dass kaum noch Raum für Konzentration bleibt.

 

Jede Unterbrechung kostet durchschnittlich 23 Minuten konzentrierte Arbeitszeit, bevor der Flow-Zustand wieder erreicht wird. Dabei ist die Zeit für die inhaltliche Bearbeitung der Unterbrechung nicht berücksichtigt.

Statistisch gesehen können Wissensarbeitende damit maximal sechs Minuten pro Stunde, sprich magere 48 Minuten an einem Acht-Stunden-Tag vollbringen. *

 

 

Diese Daten stammen aus dem 2020 veröffentlichten Buch

„Endlich wieder konzentriert arbeiten“ von Vera Starker. 

Heute, im Jahr 2024, ist die Frequenz der Unterbrechungen deutlich häufiger,

in manchen Jobs ca. alle 4 Min. Das Team um Vera Starker hat auch herausgefunden,

dass Unterbrechungen umso häufiger sind,

je höher der Digitalisierungsgrad des Unternehmens ist. 

 

 

Reiz-Reaktion: Nicht mehr denken, nur noch reagieren

Hat sich unser Gehirn erst an eine fragmentierte Aufmerksamkeit gewöhnt, überträgt es diese Arbeitsweise auch auf alles andere.

 

Ob eine Unterbrechung von außen oder von innen, d.h. von unseren Gedanken kommt, oder ob wir gewohnheitsmäßig multitasken, mit der Zeit werden wir im negativen Sinne immer "besser" darin.

 

In (unbewusster) Erwartung der nächsten Unterbrechung nehmen wir diese innerlich vorweg. Dann fällt es uns immer schwerer, unsere Aufmerksamkeit über einen längeren Zeitraum auf eine Sache zu richten. Unser Gehirn ist nun ständig auf der Suche nach der nächsten Ablenkung.

Damit wird tiefe Konzentration praktisch unmöglich.

 

 

 

Die Lösung: Tägliche Fokus-Zeit 

Organisationsberaterin und Autorin von „Endlich wieder konzentriert arbeiten“ Vera Starker arbeitet mit Unternehmen an der Einführung einer Fokus-Zeit von zwei Stunden pro Tag für Mitarbeitende.

 

Das soll helfen, ohne Unterbrechungen konzentriert und fokussiert zu arbeiten. 

 

Es sind wenigstens zwei Stunden pro Tag. Diese gelten für alle Mitarbeitenden zur selben Uhrzeit verbindlich. Ob am frühen Morgen, Vor- oder Nachmittag ist eine Frage der gemeinsamen Vereinbarung.

 

 

Während der Fokus-Zeit schafft man mehr

Die Kernidee der Fokuszeit ist das Pareto-Prinzip. Es wird auf die Leistungseffizienz konzentrierter Arbeit übertragen. In 20 Prozent hochkonzentrierter Zeit können 80 Prozent der täglichen Aufgaben, die auf Wissen und Konzentration angewiesen sind, erledigt werden.

 

Fokus-Zeit für Singletasking

Wer nicht selbstständig oder im Homeoffice arbeitet, hat vielleicht am Arbeitsplatz keine Möglichkeit, sich eine Fokus-Zeit einzurichten. Aber man kann es versuchen. 
Ob zwei Stunden oder zunächst nur eine, wichtig ist, sich darauf zu fokussieren, was man gerade tut, ohne sich ablenken zu lassen. Echtes Singletasking.

Dies kann zu einem Zustand höchster Konzentration und Kreativität führen, dem sogenannten Flow.

 

Gehirngesunde Pomodoro-Technik**:  50 min Fokus-Zeit – dann eine Mikro-Pause 

Wichtig ist, nach jeder Fokus-Zeit eine Pause von 5 – 10 min machen. Die sollte nicht damit verbracht werden, am Handy zu spielen oder News zu lesen. Denn die Erholung nach einer intensiven Arbeitsphase stellt sich nur ein, wenn es eine echte Pause ist. 

Die Pausen braucht unser Gehirn, um seine Leistungsfähigkeit wieder herzustellen. 

 

 

 

Tipps für konzentriertes Arbeiten während der Fokuszeit

Wichtig ist, Ablenkungen zu reduzieren. Ein aufgeräumter Arbeitsplatz, Push-Up Benachrichtigungen an allen Arbeitsgeräten deaktivieren (auch sonst zu empfehlen) und das Verbannen des Smartphones aus dem Blickfeld können helfen. 

 

Doch das allein reicht vielleicht nicht aus. Denn wer schon lange Multitasking oder ständige Unterbrechungen während der Arbeit gewohnt ist, muss wahrscheinlich erst wieder trainieren, länger bei einer Sache bleiben zu können und Ablenkungen – diesmal als Impuls von innen – zu widerstehen:

 

Konzentrationsfähigkeit (neu) trainieren

Die Konzentrationsfähigkeit kann durch regelmäßiges Lesen längerer Texte und das bewusste Praktizieren von Singletasking trainiert werden. 

Vielleicht dauert es anfangs ein wenig, aber die Fähigkeit kommt wieder. Ich habe es selbst erlebt, nachdem ich mich zeitweilig nur noch wenige Minuten (nicht mal eine halbe DIN A4 Seite) lang konzentrieren konnte.

 

 

 

Gerade in der heutigen Zeit wird es immer wichtiger, unsere Fähigkeit zur Konzentration wieder zu kultivieren. Dafür ist entscheidend, dass wir uns bewusst Zeit für tiefe Konzentration nehmen und dies als regelmäßige Praxis integrieren.

 

Mit regelmäßiger Fokuszeit und bewusstem Singletasking können wir der Fragmentierung unserer Aufmerksamkeit entgegenwirken. Das führt auch zu weniger Stress, und mit weniger Stress fühlen wir uns einfach besser und sind gesünder.

 

Die Arbeit fällt uns damit erheblich leichter, und wir bekommen mehr geschafft in weniger Zeit. Und das bedeutet, mehr Zeit für die anderen schönen Dinge des Lebens.

 

 

Text & Grafik: Sabine Bagnato

 

* teilweise zitiert und Grafik aus Buch Vera Starker 

„Endlich wieder konzentriert arbeiten“

 

 

** Pomodoro-Technik

Die Pomodoro-Technik ist eine Zeitmanagement-Methode und basiert auf dem Prinzip, Arbeit in kurze, intensive Zeitabschnitte zu unterteilen, gefolgt von kurzen Pausen.

 

 

 


 

 

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