· 

Du hetzt durch den Alltag? Was Dein Zeitempfinden entscheidend prägt - und wie du intensiver lebst

 

Es gibt Kalender und Uhren, um sie zu messen, 

aber das will wenig besagen, denn jeder weiß, 

dass einem eine einzige Stunde
wie eine Ewigkeit vorkommen kann, 

mitunter kann sie aber auch wie ein Augenblick vergehen,

je nachdem, was man in dieser Stunde erlebt.
 

Denn Zeit ist Leben. Und Leben wohnt im Herzen. 

Michael Ende

Buch Momo

 

 

 

Zeit anhalten oder schneller vergehen lassen - wäre das nicht schön?

Ein romantisches Dinner, ein atemberaubender Sonnenuntergang - schöne Momente ausdehnen und in vollen Zügen genießen. Aber im Stau die Zeit vorwärts spulen, bis das unangenehme Erlebnis vorbei ist. So einen Knopf hätten viele von uns gerne.

 

Ohnehin haben wir oft das Gefühl, dass die Zeit schneller vergeht, je älter wir werden. Woran liegt das?

 

Erlebte Zeit ist nicht nur Gegenwart, sondern auch Erinnerung

Kennst du das Gefühl, dass die Zeit im Alltag wie im Flug vergeht? 

 

Und dann gibt es Momente, in denen wir etwas so intensiv erleben, dass die Zeit still zu stehen scheint, weil wir von der Fülle und Intensität der Eindrücke überwältigt sind. Später, wenn wir uns an das Erlebnis erinnern, kommt es uns länger vor.

 

Ein einwöchiger Urlaub mit vielen neuen Eindrücken und schönen Aktivitäten kann sich anfühlen, wie drei Wochen Abstand vom Alltag. 


Unsere Wahrnehmung von Lebenszeit variiert je nach Kontext 

und den Sinnen, mit denen wir sie erleben.


 

Gefühlte Zeitdauer

Der Freiburger Psychophysiker Marc Wittmann hat in seinem Buch „Gefühlte Zeit“ die Psychologie der Zeitwahrnehmung erläutert. Er beschreibt darin, wie der erste direkte Nachweis des Zusammenhangs zwischen eigenen körperlichen Vorgängen und der Einschätzung einer Zeitdauer erbracht werden konnte.

 

Versuchspersonen wurden gebeten, ihren Herzschlag während der Tests bewusst wahrzunehmen und die Herzschläge über einen Zeitraum von bis zu einer Minute zu zählen. 

 

Die Ergebnisse zeigten, dass wir die Dauer einer Zeitspanne umso länger empfinden, je besser wir körperliche Impulse wahrnehmen können. Unbewusst nutzen wir dazu unsere Körpersignale, insbesondere den Herzschlag.

 

Unser Körper ist also das Instrument, mit dem wir unsere persönliche Lebenszeit wahrnehmen. Er koordiniert die Sensibilität der Sinne, die Intensität der Gefühle und unsere Beziehung zur Außenwelt. 

 


Wenn wir verkopft und ohne Pausen durchs Leben rennen,
erscheint uns die Zeit im Rückblick wie verflogen.
Wenn wir uns selbst nicht fühlen, erleben wir Zeit weniger bewusst.
Denn unser Bewusstsein nutzt unsere Körpersignale, 

insbesondere den Herzschlag, um Zeit einzuschätzen.


Der einwöchige Urlaub fühlt sich auch im Nachhinein deshalb so lang an, wenn wir ihn besonders lebendig und mit offenen Sinnen erleben.

Besonders, wenn wir dabei Neues erleben, Neues sehen und schöne Erfahrungen machen. Dann sind wir sehr im Jetzt.

 

Und wie ist das dagegen in unserem Alltag.. ?

 

Vom Hetzen zum Spüren: So erlangst du neues Zeitbewusstsein

Wir verlieren den Kontakt zu uns und unserem Körpergefühl, wenn wir ohne Pause verkopft durchs Leben hetzen, und uns nur noch auf unerledigte Aufgaben konzentrieren. In der Folge stumpfen unsere Sinne ab.

 

Tage, Wochen oder Monate können dann gefühlt „verfliegen“, ohne dass sich scheinbar etwas Wesentliches ereignet hat.

 

Lass es nicht soweit kommen: Statt dich abzulenken, versuche so oft wie möglich präsent zu sein. 

 

 

Nimm deinen Körper bewusst im Alltag wahr
Indem du dich auf das fokussierst, was du gerade tust, zum Beispiel: 

 

Schmecke bewusst den Geschmack deines Essens. Entdecke zum Beispiel die Süße in Karotten, die feine Säure von Trauben oder die Bitternote von Rucola. 

 

Höre bei Musik genauer hin, versuche einzelne Instrumente herauszuhören. Achte beim Spaziergang in der Natur bewusst auf die Umgebungsgeräusche, und woher sie kommen.

 

Nimm bewusst die Farben um dich herum wahr. 

 

Spüre den Kontakt deiner Füße zum Boden und der Unterlage, auf der du vielleicht gerade sitzt. 

 

Nimm deinen Atem wahr, geht er schnell, geht er langsam, ist er flach oder tief und weich.

 

Kannst du deinen Herzschlag er-spüren? 

 

 

Baue solche und ähnliche Bewusst-Seins-Körpermomente regelmäßig in deinen Alltag ein. Das kostet nicht viel Zeit. Aber du wirst feststellen, wie das dein Körpergefühl intensiviert.

Das hilft dir, dich mehr im Jetzt verankert zu fühlen. Und das fühlt sich lebendig-er an.

 

 

Du kannst die Zeit im Stau zwar auch dann noch nicht vorspulen oder sie beim Sonnenuntergang verlangsamen.

Du kannst sie aber nutzen, um dich im Jetzt lebendiger zu fühlen. Damit verändert sich dein Zeitgefühl insgesamt, weil Erlebnisse sich als Erinnerung plastischer anfühlen.

Ähnlich, wie sonst nur nach einem wunderschönen Urlaub  ;-)

 

 

Text: Sabine Bagnato

 

Foto: Fotolia

 

Im MindBodyCircle bieten wir den Teilnehmenden wirksame Methoden zum gesunden Umgang mit den Herausforderungen des Lebens und mit Stress.

 

Wenn du MindBodyCircle erleben willst, klick hier
und finde leicht die passende Veranstaltung in deiner Nähe! 

 

MindBodyCircle Terminübersicht

 

 

Foto: Unsplash Mayur Gala